Die schwierigen 60er Jahre ...
Im April 1960 setzte man den Ortsverband zu Bekämpfung eines Waldbrandes ein. Im Stadtwald verbrannten ca. 13.000 m² Wald. Die Berufsfeuerwehr sowie die Freiwilligen Feuerwehren und die US-Depotfeuerwehr löschten die Flammen. Trupps des THW spürten mit Schaufeln Brandnester auf.
Im Dezember 1960 hatten die Helfer des Ortsverbandes einen ersten Großeinsatz zu verbuchen. Zusammen mit den Feuerwehren der Stadt Gießen pumpten sie überschwemmte Keller aus und halfen bei den Reinigungsarbeiten nach dem Hochwasser.
Im Mai 1962 mussten die Helfer des Ortsverbandes Gießen zu einer Menschenrettung ausrücken. Während einer Kanuregatta des SKC Gießen im Wildwasserbereich der Lahn an der Badenburg löste sich ein 200 Zentner schwerer Gemäuerbrocken, der mehrere Meter lang, zwei Meter hoch und einen Meter dick war. Darunter wurde ein Rettungsschwimmer der DLRG begraben.
Den Helfern vor Ort gelang es, den Kopf des Eingeklemmten über Wasser zu halten. Das THW Gießen wurde sofort alarmiert. Mit Hydraulikheber versuchten die Helfer, den Betonklotz anzuheben. Da dabei jedoch die Gefahr bestand, dass der Klotz weiter abrutschen könne und den Verunfallten somit unter Wasser zu drücken, musste der Einsatz mit dem Hydraulikheber eingestellt werden.
Schließlich konnte er dann doch noch durch Gerät des THW Gießen befreit werden. Noch vor Ort musste dem Verunfallten der Unterschenkel amputiert werden, um ihn in die Klinik zu bringen. Er verstarb leider kurze Zeit später.
Das Jahr 1963
Im März 1963 führte die Lahn erhebliche Treibeisfelder mit sich. Im Bereich des Launsbacher Steges am Wißmarer Weg türmte sich das Eis zwei Meter hoch auf, so dass sich die Lahn erheblich aufstaute. Bäume wurden durch die tonnenschweren Eisschollen wie Streichhölzer umgeknickt. Es bestand dringender Handlungsbedarf.
Das THW Gießen mit seinen Sprengmeistern Karlheinz Schlosser und Heinz Sommerlad bot an, die Barrieren mittels Oberflächensprengungen zu sprengen, doch die benötigten Sprenggenehmigungen vom Wasser- und Schiffahrtsamt in Diez ließen auf sich warten.
Die Situation spitzte sich zu, doch schließlich konnten die beiden Sprengmeister doch noch ans Werk gehen. Insgesamt standen dem THW Gießen ca. 50 kg Ammongelit III zur Verfügung. Durch das riskante Eingreifen der THW-Helfer konnte eine Überschwemmungsgefahr für die Stadt Gießen abgewendet werden.
Einen Tag später wurde ein weiterer Sprengeinsatz notwendig. Diesmal musste in Treis an der Lumda eine 1,50 m hohe und 100 m lange Eisbarriere beseitigt werden. Dort hatte sich ein Wasserrohrbruch zugetragen. Um den Schaden zu beheben, musste das Eis gesprengt werden.
Im April 1963 besuchten Vertreter des Magistrats der Stadt Gießen das THW Gießen, um den Helfern einen offiziellen Dank zur Bannung der Hochwassergefahr durch die Sprengungen auszusprechen und sich tiefgründiger über die Möglichkeiten des THW zu informieren. Auch damals betonte der Ortsbeauftragte Friedel Eidmann bereits, wie wichtig für den Ortsverband die Jugendarbeit sei und wie sehr man auf die Jugend angewiesen sei.
Im Juli 1963 arbeiteten die Helfer des Ortsverbandes erneut mit Hilfskräften aller Organisationen zusammen, um die Folgen eines heftigen Gewitterschauers zu beseitigen. Die Keller vieler Häuser waren bis unter die Decke vollgelaufen, die Marburger Straße wurde unterspült. Die THW-Helfer waren hauptsächlich im Innenstadtbereich mit Pumparbeiten beschäftigt. Es handelte sich um das bis dato schwerste Unwetter in der Nachkriegszeit.
Im November 1963 bauten Helfer des OV Gießen in Trohe eine Fußgängerbrücke aus Holz über die Wieseck. Es handelte sich um eine Brücke im Fachwerksstil mit einer Spannweite von 12,70 m und einer Tragfähigkeit von 13 t. Sie wurde im Ortsverband in 320 Arbeitsstunden vorgefertigt. Zusammen mit einem Kranwagen der Bundeswehr wurden die Brückenteile auf die vorbereiteten Fundamente gehievt.
1965 und 1966
Alljährlich nahm der Ortsverband am „Tag des Bürgers“ teil. Stellvertretend dafür soll auf den Tag des Bürgers im Oktober 1965 eingegangen werden. Im Behördenzentrum stellten die Helfer Modelle und Informationsstände auf. An der Lahn führten sie wasserdienstliche Aufgaben vor. Unter anderem wurde ein Tonnensteg über die Lahn gebaut. Auch ein Boot des Ortsverbandes und eine Pontonfähre standen zu Vorführungszwecken an der Lahn in Höhe der Klinkelschen Mühle bereit.
Am 6. Dezember 1965 stand wieder einmal das Lahnwasser in vielen Kellern, so dass auch Helfer des THW zum Auspumpen herangezogen wurden.
Am 16. Mai 1966 fand eine Hochwasserschutzübung aller Hilfsorganisationen an der Lahn mit 300 Kräften in Gießen statt. Von allen Seiten kam positive Kritik, Polizeihauptkommissar Härtel kommentierte die Übung mit den Worten „Besser hätte es gar nicht klappen können“.
2 x Katastrophenalarm im Landkreis Gießen
Im Juli 1966 kam es zu einer verheerenden Unwetterkatastrophe im Lumdatal. Es wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Dabei wurden Brücken weggeschwemmt, Keller überflutet, Straßen unterspült und Häuser durch Hagelschlag beschädigt.
Gebäude stürzten durch den Druck der Wassermassen teilweise ein. Manche Orte standen metertief unter Wasser. Die Helfer des THW waren mehrere Tage lang im Einsatz. Es handelte sich bis dahin um das schwerste Sommerhochwasser seit Menschengedenken.
Durch anhaltenden Regen und das abfließende Wasser aus der Lumda wälzte sich eine Flutwelle die Lahn herunter. Dadurch entstanden in ganz Gießen Hochwasserschäden, das Wasser war bis weit hinter die Frankfurter Straße gedrungen. Starke Regenfälle taten ein übriges. Das Kanalnetz konnte die Wassermassen nicht aufnehmen, wodurch die Wassermassen auch aus der Kanalisation drangen.
Es wurde erneut Katastrophenalarm ausgelöst. Das THW war schließlich auch hier wieder im Dauereinsatz.
Ende der 60er
Im Mai 1967 fand eine Großübung zwischen DRK, Feuerwehren und THW statt. Angenommen wurde ein Zugunglück in der Sudetenlandstraße, bei dem ein Güterzug mit einem Personenzug zusammenstieß. Insgesamt waren über 80 Einsatzkräfte an der Übung beteiligt.
Im Januar 1969 hatten die Helfer des Ortsverbandes Gießen eine grausige Aufgabe zu bewältigen. Sie bargen eine Frauenleiche aus dem Licher Schlossteich, die bereits seit zwei Monaten vermisst wurde. Die 65-jährige beging vermutlich Selbstmord und lag seitdem im Teich, der zwischenzeitlich zugefroren war.
Der Umzug in die Unterkunft Erdkauter Weg 20
Das Jahr 1969 war erneut ein „Umzugsjahr“ für den OV. Dank starker Unterstützung von der Stadt Gießen und der hessischen Landesregierung konnte die neue Unterkunft im Erdkauter Weg 20 bezogen werden. Der Ortsverband verfügte somit über ein modernes Funktionsgebäude sowie eine Fahrzeughalle.
Doch schon bald ging das Einsatzgeschehen weiter.
Im August 1969 geriet ein LKW auf der B 3a bei Großen-Linden ins Schleudern. Er verlor 12 t Aluminiumbarren. Die Helfer des Ortsverbandes wurden zur Räumung der Straße eingesetzt.